Bruna Verband der aus Brünn Vertriebenen startet eine Gesprächsreihe im Gmünder Prediger
Ein erster Schritt zu Neuem
Die Bruna, der Verband der aus Brünn in der heutigen tschechischen Republik vertriebenen Deutschen, hat am Samstag im Prediger die „Gespräche im Museum“ gestartet. Eine Reihe, mit der die Bruna zur Neukonzeption des Museums beitragen will.
VON DIETRICH KOSSIEN
Schwäbisch Gmünd Die Bruna will damit verstärkt in die
Öffentlichkeit treten. Dienen soll die Gesprächsreihe nicht zuletzt dem Erhalt der Erinnerung an Brünn, das heute Brno heißt, aber bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, neben dem tschechischen
Bevölkerungsteil, mehrheitlich von Deutschen bewohnt war, die dort seit Jahrhunderten, auch zu Zeiten der österreichischen k.u.k.-Monarchie, ansässig waren. Als Referentin hatte die „Bruna“ die
Landeshistorikerin Sabine Thomsen gewonnen. Ihr Thema: die historischen Beziehungen zwischen Brünn, Mähren und Württemberg. Sie wurde von der Leiterin des Projektes, Hanna Zakhari, begrüßt. Für
die Stadt Gmünd sprach Bürgermeister Dr. Joachim Bläse. Er gratulierte zu dem Mut, mit der Reihe einen ersten Schritt zu etwas Neuem getan zu haben. Für das Museum gratulierte dazu Dr. Monika
Bossen, die hoffte, dass sich diese Veranstaltungsreihe etablieren werde.
Als erstaunlich bezeichnete die Referentin, was im Laufe der Jahrhunderte an Verbindungen zwischen Brünn und Baden-Württemberg zustande kam, wobei sie auch auf landschaftliche Parallelen hinwies und auf solche, die sogar in Sagen bestehen, zum Beispiel zwischen Eduard Mörikes Märchen von der schönen Lau und der „bösen Stiefmutter“ aus dem mährischen Karst. Selbst aus der Zeit der Mammutjäger gibt es Verbindendes. Viel Verbindendes finde sich auch zwischen Stuttgart und Brünn, zum Beispiel im Bereich des Maschinenbaus, der Metallverarbeitung bis hin zum Kunstgewerbe oder der bis heute in Brünn bestehenden Messe und der Bauhausarchitektur, wobei Thomsen besonders auf die Villa Tugendhat einging, die Ludwig Mies van der Rohe schuf.
Aufschlussreich war eine kleine Führung durch Brünn mit der Kathedrale auf dem Petersberg und der Festung Spielberg aus dem 13. Jahrhundert, die unter den Habsburgern und in der NS-Zeit ein berüchtigtes Gefängnis war. Auch die Jakobskirche, die die bevorzugte Kirche der Deutschen war und an der die Parler-Bauhütte und Meister Pilgrim aus Brünn mitbauten, ließ Erinnerungen aufleben. Auch bedeutende Persönlichkeiten wie Gregor Mendel samt den Mendelschen Gesetzen wurden betrachtet. Schriftsteller und Maler gehörten gleichfalls dazu.
Dies alles vermittelte die Historikerin auf kurzweilige Art und verwies damit auf vieles, was Württemberger und Gmünder mit der Stadt Brünn in Mähren verbindet. Im Juni folgt ein weiterer Vortrag über den Bauhüttenmeister Anton Pilgram – Von Brünn über Wien ins Schwäbische.
Gmünder Tagespost 7. Mai 2007 |