Wallfahrt der Versöhnung –
ein Gedenkakt der Stadt Brünn mit zahlreichen Ehrengästen
zur Erinnerung an die Vertreibung der Brünner Deutschen
vor 70 Jahren
am 30. Mai 2015 in Brünn
Der 2014 neu gewählte Stadtrat der Stadt Brünn erklärte das Jahr 2015
zum „Jahr der Versöhnung“.
Das Ziel ist es, sich anlässlich des 70. Jahrestages
des Endes des 2. Weltkriegesaller damit zusammenhängender historischer Ereignisse zu erinnern, auch derer, die bisher aus verschiedensten Gründen nicht zu einer ihnen angemessenen Beachtung kamen. Lehren aus der Geschichte, ein Ausgleich mit ihr und ein positiver Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft und der Stadt für die Zukunft sollen angestrebt werden. Gleichzeitig soll der ehemalige multikulturelle Charakter der Stadt aufgezeigt werden.
Zu den Zielen des Jahres gehört auch eine Erinnerung und Ehrung aller Opfer der Zeit 1939 -1945sowie das Aufzeigen der Stadt Brünn als eine Stadt,
die sich ihrer historischen Verantwortung im europäischen Kontext bewusst ist. Darüber hinaus soll ein Beitrag zum würdigen Ausgleich
mit der Vergangenheit geleistet werden.
Einer der Höhepunkte des Jahres wird am 30. Mai 2015 stattfinden,
dem Tag, an dem vor 70 Jahren ein Ereignis stattfand,
welches später als der „Brünner Todesmarsch“
den Einzug in die Geschichte der Stadt fand.
Sehr anschaulich beschreibt der Brünner Historiker Dr. David Kovařík die Massenaussiedlung von etwa 20.000 Menschen aus der Stadt und die Tragödie, die sich in den folgenden Stunden und Tagen auf dem Wege von Brünn über Raigern und Pohrlitz bis nach Österreich abspielte.
Vor einigen Jahren begannen Studenten der Masaryk-Universität
auf dieses lange verschwiegene Kapitel der Brünner Historie
durch eigenen Einsatz aufmerksam zu machen.
Sie trafen sich mit Gleichgesinnten am Brünner Mendelplatz und marschierten - unter Begleitung von Medien - nach Pohrlitz, dem Ort, an dem die meisten der entkräfteten Brünner und Brünnerinnen 1945 starben. Die Studenten trafen vielfach auf das Verständnis der örtlichen Bevölkerung, die teilweise die Aktivitäten unterstützte und daran mitwirkte. Der Gedanke, sich auf diese Weise der Geschehnisse zu erinnern, wurde allmählich Bestandteil der Brünner Erinnerungsarbeit. So auch 2015.
Diesmal soll jedoch – unter der Schirmherrschaft der Stadt
und mit symbolischer Bedeutung – dieser Gedenkmarsch
in umgekehrter Richtung stattfinden.
Nach einem Gottesdienst in Pohrlitz werden die Teilnehmer
zurück nach Brünn pilgern (ca. 30 km)
um dort am Abend etwa gegen 17.00 Uhr einzutreffen.
Das letzte Stück des Pilgerweges werden die Teilnehmer zusammen mit bedeutenden Gästen aus Tschechien aber auch aus dem Auslandabsolvieren. Am Abend des Tages wird am Mendelplatz ein Gedenkprogramm stattfinden. Der Gedenkmarsch sowie das Programm ist offen zugänglich, weitere Informationen können der Beschreibung auf den Webseiten der Stadt Brünn entnommen werden. Zu der Veranstaltung werden nicht nur Gäste aus der Region, sondern auch aus dem deutschsprachigem Ausland erwartet.